Strömender Regen tat der Euphorie bei der außergewöhnlichen Eröffnungsfeier keinen Abbruch, Athletinnen und Athleten zeigten sich bei einer Bootsparade auf der Seine.
Die Olympischen Sommerspiele in Paris haben am Freitagabend mit einer außergewöhnlichen Feier begonnen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach um 22.53 Uhr am Ufer der Seine die Formel, um die Spiele der XXXIII. Olympiade offiziell zu eröffnen. 320.000 Schaulustige wohnten davor bei teils heftigem Regen einer Bootsparade entlang des Flusses bei.
Macron hatte die sechs Kilometer lange Parade zum Einzug der Nationen neben IOC-Präsident Thomas Bach an deren Ziel auf dem Trocadero gegenüber des Eiffelturmes verfolgt. Dort war nur der obere Teil der Ehrentribüne überdacht. Viele prominente Gäste wurden nass, bei den Ansprachen halfen Regenschirme. „Es kann keinen besseren Platz geben als Paris, um die Magie der Olympischen Spiele zu erleben“, meinte Bach mit Hinweis auf den Geburtsort von Pierre de Coubertin, dem Vater der Spiele der Moderne.
Die bunte Show auf der Seine begann eindrucksvoll mit Wasserspielen und Projektionen auf diverse Brücken. Es war ein Streifzug durch die französische Geschichte, der die kulturelle Vielfalt des Landes zu inszenieren versuchte. Roter Faden der Zeremonie war ein mysteriöser Fackelträger, der in Filmeinlagen immer wieder zu sehen war. Die Fackel übergab er am Ende der leibhaftigen Fußball-Legende Zinedine Zidane, der sie wiederum an Rafael Nadal, Serena Williams, Carl Lewis ud etliche weitere Sportlerinnen und Sportler weitergab. Die Flamme ist derzeit noch auf dem Weg zum Olympischen Feuer. Der Eiffelturm erstrahlt indes in einer Lasershow.
Lady Gaga am Ufer
Als erster Weltstar hatte Lady Gaga am Ufer gesungen – in einer Hommage an die Pariser Revue-Theater auf Französisch, laut Medienberichten allerdings nicht live. Die französische Nationalhymne trug Mezzosopranistin Axelle Saint-Cirel vom Dach des Grand Palais vor.
Die 206 teilnehmenden Nationen waren auf 85 Boote verteilt. Österreich befand sich dem französischen Alphabet gemäß im ersten Block – auf dem Oberdeck eines Vehikels gemeinsam mit den Sportlern aus Aserbaidschan und von den Bahamas. Die Delegation umfasste 30 Athletinnen und Athleten sowie 36 Betreuerinnen und Betreuer. An ihrer Spitze befanden sich Judoka Michaela Polleres und Kanute Felix Oschmautz als Fahnenträger. Wegen der schlechten Wettervorhersage nahmen weniger ÖOC-Sportler als geplant teil. „Ich will nicht krank werden“, erklärte etwa Badminton-Spieler Collins Filimon.
Andere ließen sich das Spektakel nicht entgehen, darunter die Schwimm-Hoffnungen Simon Bucher und Martin Espernberger, die Beach-Volleyballer Julian Hörl und Alexander Horst, Tennisspieler Sebastian Ofner oder Bogenschützin Elisabeth Straka, die am Vortag bereits ihren ersten olympischen Auftritt absolviert und sich als Zehnte der Platzierungsrunde in eine gute Ausgangsposition gebracht hatte. Auch Taekwondo-Kämpferin Marlene Jahl, Tischtennis-Europameisterin Sofia Polcanova, Turnerin Charlize Mörz oder Kitesurfer Valentin Bontus waren vertreten.
Mit Fortdauer des Abends überwogen die Regenponchos. Die Niederschläge ließen auf dem Trocadero eine große Leinwand und teilweise den Strom ausfallen. Der Euphorie der Teilnehmer tat dies keinen Abbruch. „Ich habe fast dauerhaft eine Gänsehaut gehabt“, verriet Bontus. „Es war unfassbar geil. Ich würde behaupten, dass es die geilste Eröffnungsfeier aller Zeiten war“, ergänzte Seglerin Lara Vadlau. Das französische Publikum hätte den Sportlern trotz des Dauerregens zugejubelt. „Es war atemberaubend. Ich kann es immer noch nicht in Worte fassen, es ist unglaublich gewesen.“
Strenge Sicherheitsvorkehrungen
Die erste Olympia-Eröffnung, die nicht in einem Stadion über die Bühne ging, fand unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. Etwa 45.000 Sicherheitskräfte und 15.000 Soldaten waren im Einsatz. Tagsüber war es auf französischen Bahnstrecken zu verschiedenen gezielten Brandanschlägen gekommen. Österreichische Athleten waren auf der Anreise nicht von den Ausfällen betroffen.
Paris ist zum dritten Mal nach 1900 und 1924 Olympia-Gastgeber. „Wir haben Sie vermisst“, sagte Organisationschef Tony Estanguet an die Gäste. Die ersten 14 von insgesamt 329 Medaillenentscheidungen gehen am Samstag über die Bühne. Österreichs größte Hoffnung zum Auftakt ist Schwimm-Europameister Felix Auböck über 400 m Lagen. Die Objekte der Begierde präsentierte einer der Größten seiner Zunft: Rekord-Olympiasieger Michael Phelps aus den USA stand mit Frankreichs Biathlon-Legende Martin Fourcade und den Medaillen-Sets, in die pro Abzeichen 18 g schwere Stücke des Eiffelturms eingearbeitet sind, am Seine-Ufer.
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