Aus dem All sieht man, ob eine Stadt, die grüner werden soll, grauer wird – mit Sentinel-Daten.
Wir können im Fünf-Tage-Rhythmus erkennen, wo Wiesen, Wälder und Grünflächen verschwinden“, sagt Hermann Klug vom Fachbereich Geoinformatik der Uni Salzburg. Sein Team nutzt Bilder der europäischen Sentinel-Satelliten, die regelmäßig um die Erde kreisen. Sentinel-2 sendet mindestens alle fünf Tage ein neues Bild von jedem Punkt der Welt. „Natürlich sind nicht immer alle Fotos brauchbar, denn manchmal verdecken Wolken den Blick auf den Boden“, erklärt Klug.
Doch die Geoinformatik-Teams können sich mit Daten von anderen Satelliten aushelfen, die z. B. mit Radarbildern durch Wolken hindurchschauen. „Unser System ist ganzheitlich, wir integrieren mehrere Aspekte“, sagt Klug, der im EU-Projekt Sponge City forscht. Mit 13 Partnern aus Ländern des Donauraums wird über zwei Jahre der Status von zwölf Pilotregionen erhoben und die Vergangenheit mit dem Ist-Zustand verglichen. Das Prinzip der „Schwammstadt“ (siehe „Im Sprachlabor“) ist bereits gut etabliert: Dieses Konzept aus der Forschung ist in den Verwaltungen der Städte und Gemeinden angekommen.
„Mit unseren Daten können wir kontrollieren, ob nur von Schwammstadt geredet wird oder ob wirklich etwas gemacht wurde“, sagt Klug. Hat sich eine Gemeinde, die verspricht, mehr Grünraum zu schaffen, wirklich in eine klimafreundliche Region verwandelt, oder ist hier „mehr Grau“ entstanden? „Heute weiß jeder Gemeindevorstand, dass man den Boden nicht zupflastern soll, und viele kennen die Regelwerke der EU“, sagt Klug.
So ist zum Beispiel der Zusammenhang von Bodenversiegelung und Überschwemmungen in der Theorie glasklar. Das Team der Uni Salzburg macht quasi den Faktencheck, ob dies auch in Praxis umgesetzt wird. „Wir werten nicht nur aus, wie hoch der Grün-Index ist, also wo es wirklich grüner wird. Sondern unsere Modelle versuchen, auch die Entwicklung von Hitzeinseln und Aspekte der Biodiversität miteinzubeziehen“, sagt der Geoinformatiker.
»Wir können kontrollieren, ob nur von Schwammstadt geredet wird oder wirklich etwas gemacht wurde.«
Hermann Klug,
Fachbereich Geoinformatik, Uni Salzburg
Artenvielfalt puffert Störungen ab
Eine hohe Artenvielfalt ist ein guter Puffer in Zeiten des Klimawandels: Wo mehr verschiedene Pflanzen wachsen, kann das Ökosystem auf mehr Szenarien reagieren. „Das Prinzip der Schwammstadt umfasst all das: Wo mehr Blattflächen sind, kann mehr Wasser aufgenommen werden, es rinnt bei Starkregen nicht so leicht ab“, sagt Klug. Das auf und in Pflanzen gespeicherte Wasser kann wieder schneller verdunsten. Eine hohe Zahl an unterschiedlichen Bäumen, Sträuchern, Blumen und Gräsern sorgt für eine hohe Artenvielfalt der Flora – und bietet zudem der Fauna, also Tieren, und auch gewünschten Mikroorganismen mehr Nahrung und Lebensraum.
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