Der wehrt sich gegen Gentrifizierung: Toyotas neuer Land Cruiser ist einer der letzten Offroader, der die Bezeichnung auch wirklich verdient. Das geht ganz ohne Showeffekte.
Als Toyota 1951 den ersten Land Cruiser präsentiert (damals als Toyota B, der heutige Name kam 1954), verkündet US-Präsident Truman das Ende des Kriegszustands mit Deutschland, in Frankfurt wird die erste deutsche Automobilausstellung eröffnet. Seit 73 Jahren läuft der Land Cruiser in Dutzenden Varianten vom Band und ist damit das über den längsten Zeitraum produzierte Modell des japanischen Herstellers. Weltweit kamen 10,4 Millionen Exemplare in Umlauf.
Ob, wie Toyota behauptet, ein großer Teil davon noch fahrbereit ist, lässt sich schwer überprüfen – erscheint aber nicht unglaubwürdig. Der Land Cruiser ist ein bekanntermaßen harter Knochen. Die Maxime lautete von Anfang an: Qualität, Langlebigkeit, Zuverlässigkeit. Das nimmt Toyota dezidiert auch für die Neuauflage der Geländelegende in Anspruch. Nach dem ersten Praxistest: keine leeren Worte.
Vertrauensbeweis am Berggipfel
Zur Präsentation wurde nach Marokko geladen, in den Mittleren Atlas. Dort lässt Toyota die Fachpresse mit dem Land Cruiser bis zu 2200 Meter hohe Berggipfel über schroffste Pfade erklimmen, mit Gedanken an Achs- und Genickbruch als ständige Begleiter. Ein beachtlicher Vertrauensbeweis in die fahrerischen Fähigkeiten der Fachorgane – und viel mehr noch in das eigene Fahrzeug. Es ist schlichtweg erstaunlich, wie sich der kantige Offroader nahezu mühelos und dazu stets mit einem gerüttelt Maß Komfort seinen Weg durch felsiges, steil ansteigendes und abfallendes Terrain bahnt. Niemals hat man das Gefühl, der Land Cruiser agiere im Grenzbereich.
Alles, was man im Gelände braucht
Die ausgewiesene Geländekompetenz basiert zum einen auf bewährter Mechanik wie Leiterrahmen, hinterer Starrachse, permanentem Allradantrieb, Untersetzung sowie sperrbarem Mitten- und hinterem Differenzial. Hier hat Toyota glücklicherweise der Versuchung widerstanden, den Land Cruiser zu gentrifizieren – ein Schicksal, das nicht allen Geländelegenden erspart geblieben ist. Mit der G-Klasse als Ausnahme, bei der allerdings aufgrund des exorbitanten Preises die meisten Besitzer vor Fahrten abseits befestigter Straßen zurückschrecken, haben sich die Reihen der echten Offroader stark gelichtet.
Das heißt nicht, dass sich Toyota den Segnungen moderner Technik und damit einhergehenden Komfortgewinns verweigert. Weniger geübte Offroad-Fahrer können auf elektronische Helfer wie die automatische Tempokontrolle bei steilen Bergabfahrten (Crawl Control) und das Multi-Terrain-Select-System vertrauen, bei dem sich auf Knopfdruck Lenkung, Antriebskraft und Bremsen automatisch auf die jeweiligen Untergründe wie Sand, Felsen, Schnee und Schlamm einstellen.
Gut gewählt ist das Antriebsaggregat des Land Cruiser. Statt mit überzogenen Leistungsdaten die Aufmerksamkeit prestigesüchtiger Kundschaft auf sich zu lenken, hat Toyota mit dem 2,8-Liter-Vierzylinderdiesel den Weg der Angemessenheit gewählt. Die 205 PS und 500 Nm Drehmoment harmonieren hervorragend mit den gut 2,4 Tonnen des 4,92 Meter langen Land Cruiser – zumal von einer exzellenten Acht-Gang-Wandlerautomatik gemanagt.
Preis: Die NoVA ist leider brutal
Löblich auch der Anteil klassischer Knöpfe, Tasten und Regler, die alles umfassen, was man im Alltag braucht. Der große Bildschirm muss nur selten betatscht werden. Und jetzt zum Ärgernis, für das Toyota allerdings wenig kann: der Preis. Allein für die österreichische Spezialität der NoVA sind 30.000 Euro auf den deutschen Tarif draufzulegen. Insofern hat der Land Cruiser doch eine Gentrifizierung erfahren – unfreiwillig.
Toyota Land Cruiser 250
Maße: L/B/H: 4925/1980/1870 mm. Radstand: 2850 mm. Leergewicht: ab 2320 kg. Laderaum: 621 l. Anhängelast: max. 3500 kg.
Motor: R4-Zyl.-Turbodiesel-Kompressor, 2755 cm3. Max. 204 PS bei 3000/min, 500 Nm ab 1600/min. Allradantrieb, Achtgang-Automatik. Vmax: 175 km/h. Verbrauch: 10,5 l/100 km lt. Norm.
Preis: ab 110.190 Euro
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